Seit einigen Jahren steht der Gasthof zur Sonne in Schongau zum Verkauf. Das hat einen Wessobrunner Investor auf den Plan gebracht: Er möchte die Räume an den Landkreis vermieten, um dort Asylbewerber unterzubringen. Ganze 7 Quadratmeter stehen denen pro Person zu, 42 Menschen möchte er dort im 1. Stock und im Dachgeschoss unterbringen, dazu ein Gemeinschaftsraum und Sanitäreinrichtungen im Erdgeschoss. Eine Renovierung des Gebäudes ist dazu nicht geplant. In ein paar Jahren, so wird in Aussicht gestellt, könnten dann Eigentumswohnungen in dem Gebäude entstehen. Dass die Abstimmung darüber mit dem Denkmalschutz länger dauern könnte, darauf wird vorsorglich gleich hingewiesen.
Bei der Verwaltung fand der Plan keine Unterstützung, und so lautete der Vorschlag, für das Gebiet um den Lindenplatz erst mal einen Bebauungsplan aufzustellen und bis dahin eine Veränderungssperre zu erlassen, um die Nutzung als Asylbewerberunterkunft zu verhindern.
In der anschließenden Diskussion konnte auch kein einziges Mitglied des Stadtrates den Plänen des Investors etwas Positives abgewinnen, wenn auch die Motive durchaus unterschiedlich waren.
Während sich ALS und SPD bei der Unterbringung von Asylbewerbern auch in der Altstadt grundsätzlich aufgeschlossen zeigten und ihre Kritik einzig auf den Standort Sonne bezogen, versuchte insbesondere Stadtrat Eberle, hier Parallelen zum im letzten Jahr diskutierten Standort im alten Forstamt zu ziehen und aus diesem Fall nachträglich eine Rechtfertigung für die damalige CSU-Position zu konstruieren.
Am Ende wurde das Gebiet für den Bebauungsplan noch erweitert und die Aufstellung sowie die Veränderungssperre einstimmig beschlossen.
(Bericht aus der Stadtratssitzung am 23.4.2013)
Kommentar: Die Zinsen niedrig, Aktien unsicher, der Goldkurs auf Talfahrt. Da kommt der Mangel an Asylbewerberunterkünften doch gerade recht: Der Staat zahlt pro Kopf und Tag. Und die Bewohner können sich nicht wehren, haben im Gegensatz zu normalen Mietern keinerlei Rechte. 7 Quadratmeter pro Person, jeder kann sich ausmalen, wie das für seine Familie wäre.
42 Menschen in einem Haus mit nur einem Gemeinschaftsraum, ohne Garten oder sonstige Freifläche, Menschen, denen man nur das Geld für das nötigste gönnt, und drum herum die ganzen Verlockungen, die sie sich nicht leisten dürfen. Und wenn es dann zu Spannungen kommt, sind ganz bestimmt »die Asylanten« schuld. Gut, dass der Stadtrat das einstimmig abgelehnt hat.
Traurig aber, wie die CSU, allen voran die Stadträte Eberle und Blüml, versuchen, eine menschenwürdige Unterbringung von Asylbewerbern in Schongau generell zu verhindern. Mit dem unsäglichen Quartier in Schongau Ost haben sie anscheinend kein Problem. Wehe, der Bürger könnte in Kontakt kommen mit solchen Menschen. Weil der eine oder andere ins Grübeln käme über die bayerische Asylpolitik, so kurz vor der Wahl?
Ausländerfeindlich jedenfalls seien sie nicht und finden es ziemlich gemein, wenn ihnen das unterstellt wird, so Stadtrat Eberle, geradezu verfolgt sieht er die Schongauer CSU in dieser Frage. Was sonst aber waren all die Anfeindungen und Unterstellungen, die bei der Diskussion ums Forstamt vor allem von Bewohnern der Lechvorstadt, welche die CSU so vehement vertreten hat, zu lesen und zu hören waren?
Markus Keller