Schongau, 16.4.2023
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Diskussion über die Zukunft der Krankenhaus GmbH bewegt die Menschen in unserem Landkreis und somit auch mich. Ich engagiere mich im Aktionsbündnis Pro Krankenhaus Schongau, weil mir die Gesundheitsversorgung im Landkreis am Herzen liegt. Die große Resonanz in den Medien und die überwältigende und steigende Zahl an Teilnehmern bei den öffentlichen Veranstaltungen bestärkt mich, dass unsere Argumente von vielen Menschen geteilt werden. Vor der Sitzung des Kreistages möchte ich Sie bitten, folgende Punkte zur Kenntnis zu nehmen und in Ihre Entscheidungsfindung miteinzubeziehen.
1. Die wirtschaftlich desolate Lage der Krankenhaus GmbH ist nur zum Teil den schwierigen Umständen (Fachkräftemangel, Corona-Pandemie) anzulasten, sondern basiert maßgeblich auf Fehlentscheidungen der Führung der GmbH. Über fast 10 Jahre wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen, die zum größten Teil nicht die gewünschten Ergebnisse brachten und die jetzige Situation mitverursachten. Der persönliche Umgang des Spitzenpersonals mit dem Personal der Krankenhäuser Weilheim und Schongau führte zu einem Klima der Unzufriedenheit und der Angst und sorgte für das Ausscheiden wichtiger MitarbeiterInnen. Der Aufsichtsrat hat dieser Entwicklung viel zu lange zugesehen ohne einzugreifen. Die jetzige Führung muss nun ausgetauscht werden, um einen weiteren Niedergang unserer Gesundheitsversorgung zu verhindern. Ich halte überdies es für zwingend notwendig, die genauen Umstände der Fehlentwicklungen aufzuklären, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Was lief eigentlich alles falsch und warum hat der Aufsichtsrat nie eingegriffen?
2. Das übergeordnete Ziel muss der Erhalt beider Krankenhäuser sein, um eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung der Bevölkerung im Landkreis sicherzustellen.
3. Sollte das Fortbestehen beider Häuser nicht zu finanzieren sein, ist der Standort Schongau zu bevorzugen. Beim Fortbestehen nur des Weilheimer Krankenhauses brauchen knapp 30.000 Menschen mehr als 30 Minuten in ein Krankenhaus. Beim Fortbestehen nur des Schongauer Hauses sinkt diese Zahl auf 8.000 Menschen. Beziehen Sie bitte die Krankenhäuser in den Nachbarlandkreisen in Ihre Überlegungen mit ein. Es gibt keine Mauer um unseren Landkreis, die die Menschen daran hindert, auch diese Krankenhäuser zu nutzen. Das Ignorieren dieser Häuser ist eine der entscheidenden Schwächen des Gutachtens von Professor Roeder, das die Basis für viele Ihrer Entscheidungen war.
Die bauliche Situation des Krankenhausareals ist in Schongau viel besser geeignet, da hier Erweiterungsmöglichkeiten bestehen, ein Hubschrauberlandeplatz vorhanden ist, die Grundstückspreise deutlich niedriger sind. Die Lage am Rand unseres Landkreises trifft für Weilheim genauso zu. Die Mär, dass für Schongau kein geeignetes Personal zu finden ist, wurde spätestens durch die Offenlegung des skandalösen Verhaltens der Führung der GmbH im Umgang mit Personalvorschlägen für Ärzte der Geburtsstation widerlegt. Geeignete Ärzte wurden durch verschiedenste Maßnahmen der Führung vergrault.
Eine Schließung des Schongauer Hauses beim gleichzeitigen Weiterbestehen des KH Weilheim ist rational nicht zu begründen.
4. Sie haben die Aufgabe, gute Entscheidungen für die Bevölkerung des gesamten Landkreises zu treffen. Der westliche Landkreis mag sozial schwächer sein, er hat aber den gleichen Anspruch auf eine adäquate Gesundheitsversorgung wie der wirtschaftlich oft besser gestellte Teil im Osten. Nur weil am Ammersee, an den Osterseen, in Penzberg und rund um Weilheim die „geldigeren“ Leute wohnen, dürfen die Bewohner des Altlandkreises nicht zu Bürgern zweiter Klasse degradiert werden!
6. Das Gefühl der Benachteiligung des westlichen Landkreises ist spätestens seit der Flüchtlingskrise 2015 vorhanden. Jahrelang wurde der Altlandkreis Schongau als eine Art Abstellplatz für die Probleme des Landkreises genutzt. Eine mögliche Schließung des Schongauer Krankenhauses würde diese Abneigung gegen alles, was aus Weilheim kommt, massiv verstärken und die Einheit unseres Landkreises ernsthaft gefährden!
Sehr geehrte KreisrätInnen, es darf doch einfach nicht sein, dass Bürger im Altlandkreis ein höheres Risiko haben einen Herzinfarkt nicht zu überleben, nach einem Schlaganfall irreparable Schäden davonzutragen oder ein Kind im Auto gebären zu müssen!
Mir ist bewusst, dass die finanzielle Lage unseres Landkreises katastrophal ist. Von allen Pflichtaufgaben ist die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung jedoch zweifellos bei Weitem die Wichtigste und darf daher bei Überlegungen zu möglichem Einsparpotential erst zuallerletzt miteinbezogen werden! Hier geht es um Leben und Tod!
Bitte erneuern Sie endlich die Führung der Krankenhaus GmbH, tun Sie alles für das Fortbestehen beider Krankenhäuser und schwächen sie den westlichen Landkreis nicht weiter. Vertrauen Sie doch bitte auch Ihrem Gefühl und Ihrem gesunden Menschenverstand, statt nur vermeintlichen ExpertInnen, die Ihnen nur Teilaspekte von Problemen darlegen.
Vielen Dank, dass Sie diesen Brief gelesen haben! Ich wünsche Ihnen eine gute Entscheidung.
Mit freundlichen Grüßen
Gregor Schuppe
Stadtrat, Bürger, Familienvater