Einen informativen Nachmittag verbrachten Mitglieder der Alternativen Liste in der Wärmestube Schongau. Seit 1996 bietet die Herzogsägmühle benachteiligten Menschen diesen Tagesaufenthalt als geschützten Ort ohne Konsum- und Beratungszwang an. Der zuständige Mitarbeiter, Herr Christian Meier, erläuterte die Angebote, die den Besuchern der Wärmestube zur Verfügung stehen. Zur Zeit besuchen täglich etwa 20 Personen die Wärmestube – mit steigender Tendenz. Für sie gibt es eine Duschgelegenheit, eine Waschmaschine und einen Trockner für verschmutzte Kleidung, eine Zeitung und eine Kleiderkammer. Getränke und das warme Mittagessen werden zum Selbstkostenpreis abgegeben. Einmal jährlich wird ein gemeinsamer Ausflug und eine Weihnachtsfeier organisiert. Natürlich können auch Unterstützungs- und Beratungsangebote wie Tafel oder Schuldnerberatung in Anspruch genommen werden.
Die Verbindung der Alternativen Liste zur Wärmestube besteht schon seit 1997. Spendenaufrufe, Spenden und ein Antrag im Stadtrat auf finanzielle Unterstützung der Wärmestube durch die Stadt Schongau gehörten zu den Aktionen der Anfangszeit. Seit April 2005 finanziert sich die Wärmestube ausschließlich über Spenden und Eigenmittel von Herzogsägmühle.
Die Mitglieder der Alternativen Liste überreichten deshalb als Zeichen der Anerkennung für diese wichtige Arbeit einen Scheck in Höhe von 200 Euro.
Rückblick
Am 6. August 1996 wird der Antrag der Herzogsägmühle auf Bezuschussung der geplanten »Wärmestube« im Stadtrat behandelt.
Rund 2812 Euro (5500 DM) im Jahr soll der Stadtrat für die Miete zur Verfügung stellen. Nach Auffassung des Antragstellers ist die geplante Tagesaufenthaltsstätte (»Wärmestube«) ein kleiner aber wichtiger Schritt, um die Situation für Schongauer Bürgerinnen und Bürger, die in Not geraten sind, zu verbessern. In der Sitzung erläutert Herr Holleschovsky von der Beratungsstelle dem Stadtrat die geplante Einrichtung in der Christophstraße 20. Schongauer Bürger, die sich derzeit meist im Freien (am Marienbrunnen, Sonnengraben, Bahnhof usw.) aufhalten und dadurch oft zum Ärgernis für Bürger und Passanten werden, sollen künftig die Möglichkeit haben, sich in einer Tagesaufenthaltsstätte verpflegen und beraten zu lassen. Als Ziel nennt Holleschovsky die Minimierung des Alkoholkonsums und die Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess.
Nach längerer Diskussion lehnt der Stadtrat den Antrag der Herzogsägmühle auf Bezuschussung der Wärmestube mit einer knappen Mehrheit von 11 zu 10 Stimmen ab.
Es folgen Spendenaufrufe
Die Ablehnung des Zuschusses durch den Stadtrat führt auch zu einer breiten Diskussion in der Schongauer Bevölkerung. Der Versuch, das Projekt durch private Spenden doch noch zu realisieren, wird von mehreren Organisationen unterstützt. Innerhalb kurzer Zeit sind die Mietzahlungen bis Ende des Jahres 1996 gesichert. Die Einrichtung der Räume wird vom Lions Club bezahlt. Die Alternative Liste bietet sich als Koordinationsstelle für die Sammlung von Spenden an. Aufgrund unserer Spendenaufrufe im Lechkurier und im Oha gehen rund 1550 Euro ein. In einem Brief der Herzogsägmühle von 5. Dezember 1998 bedankt sich Direktor Erwin Dürr bei allen Spendern und insbesondere auch bei den Herren Pfarrern der christlichen Gemeinden in Schongau. Aus der Statistik geht hervor, dass die Wärmestube täglich von 6 bis 12 Besuchern genutzt wird. Davon ist ein knappes Viertel obdachlos. Gut drei Viertel leben in Schongau in unzureichenden Wohnverhältnissen.
Am 10. Februar 1998 steht ein Antrag der Alternativen Liste auf der Tagesordnung der Stadtratssitzung. Der Stadtrat soll die positiven Erfahrungen nach einjährigem Betrieb der Wärmestube würdigen und dem Träger, der Herzogsägmühle, durch einen festen Zuschuss Planungssicherheit gewähren. Die große Mehrheit der Räte spricht sich für die Nichtbefassung aus.
Durch den Einsatz insbesondere der Vertreter der Kirchen kommt es dann im Januar 2001 zu folgender Regelung: Die Stadt beteiligt sich an der Finanzierung der Wärmestube mit einem Betrag von 6650 Euro bis zum April 2005. Am 22.02.2005 wird eine Weiterfinanzierung durch die Stadt mit knapper Mehrheit abgelehnt.