Es scheint ja gerade das große Thema zu sein: Soll Schongau ein großes Neubaugebiet am Hohen Graben bekommen? Wie groß soll es werden? Wie soll es bebaut werden? Hier ist meine Meinung dazu:
Es ist natürlich sehr erfreulich, wenn viele Leute gerne langfristig in Schongau wohnen wollen. Wenn darunter viele Familien mit Kindern sind: Umso besser! Dass diese Leute Wohnraum brauchen ist klar, dass dieser Wohnraum außerhalb der bestehenden Stadt auf der grünen Wiese entstehen muss, eher weniger.
Bevor eine solch massive Baumaßnahme ergriffen wird, muss der Badarf dafür sachlich fundiert eruiert werden. Es reicht eben nicht aus, viele Leute zu kennen, die gerne bauen wollen, eine ominöse Bürgermeisterliste an (telefonischen) Bauanfragen zu zitieren oder den regen Besuch einer CSU-Veranstaltung als Beweis für die große Zahl an potetiellen Bauherren zu nutzen. Hier müssen auch z.B. Geburtenprognosen und absehbare Wanderungsbewegungen (ziehen die Leute zukünftig verstärkt weiter Richtung München oder kommen Münchner zu uns? Sind das dann betuchte Senioren die hier ihren Altersruhesitz planen oder zukünftige Arbeitskräfte für die Schongauer Unternehmen?) miteinbezogen werden.
Schongau kann doch nicht seinen letzten freien Wiesen zubetonieren, ohne überhaupt zu wissen, ob, wie lange und für wen ein solches Wohngebiet gebraucht wird!!!
Neben der Bedarfseruierung muss gleichzeitig nach jeder Möglichkeit gesucht werden, SOG innerstädtisch zu verdichten. Wo sind noch freie Grundstücke, wer wohnt vielleicht nicht mehr lange in seinem Haus, welcher Alleinstehende wäre zu einem Wohnraumtausch mit einer Familie bereit? All dies sind keine neuen Ideen, vielmehr werden sie anderorts bereits erfolgreich praktiziert!
Wenn aber schlussendlich nach all den oben genannten Maßnahmen immer noch Bedarf für weitere Wohngebiete festgestellt wird, dann, aber erst dann, sollten diese auch ausgewiesen und erschlossen werden.
siehe auch:
https://www.merkur.de/lokales/schongau/schongau-ort29421/infoveranstaltung-zu-schongau-nord-baustart-in-drei-jahren-sehr-ambitioniert-8483695.html
Wer glaubt eigentlich das Märchen mit den jungen Familien, die hier bauen wollen? Neu gebaute Doppelhaushälften kosten jetzt schon über 400.000 Euro, vor 10 Jahren waren es noch unter 300.000 Euro. Im edlen Schongauer Norden, wo erst noch für knapp 2 Mio. Euro eine Leitung unter die Erde gelegt werden muss, werden es dann schon über eine halbe Million sein. Welche junge Familie kann sich das leisten? Bei 100.000 Euro Eigenkapital müsste man monatlich zusätzlich zu den Zinsen über 1300 Euro tilgen, um in 25 Jahren schuldenfrei zu sein. Sicher gibt es ein paar, bei denen schon genug Geld in der Familie vorhanden ist, aber das rechtfertigt bestimmt kein Baugebiet mit über 150 solcher Wohneinheiten.
Liebe Mitglieder der Alternativen Liste Schongau,
ich denke, inzwischen dürfte ich für eine möglichst transparente und vom Dialog mit der Bürgerschaft getragene Amtsführung bekannt sein. Deshalb begrüße ich ausdrücklich die (konstruktive) Diskussion über ein (aus meiner Sicht offenbar notwendiges) Neubaugebiet im Norden unserer Stadt.
Mit einem – vorsichtig ausgedrückt – gewissen Befremden habe ich allerdings Ihre Formulierung zur Kenntnis genommen, wonach es eine „ominöse Bürgermeisterliste“ gebe, in der Bauanfragen verzeichnet sind. Allein die Bezeichnung „ominös“ (= bedenklich, zweifelhaft, berüchtigt) ist unzutreffend. Und vor allem handelt es sich dabei nicht um eine „Bürgermeisterliste“. Vielmehr werden entsprechenden Bauanfragen an die Abteilung II weitergleitet; dort werden diese bei dem für Grundstücksangelegenheiten zuständigen Kollegen bearbeitet. Insofern finde ich Ihre vorgenannte Wortwahl alles andere als glücklich und meine, diese sollte so geändert werden, dass sie den Sachverhalt korrekt und nicht irreführend wiedergibt.
Das Wort “ominös” mag übertrieben sein, eine verlässliche Planungshilfe ist die Liste, die ja doch eher unverbindlichen Charakter hat, aber sicher nicht.
Große Sorgen mache ich mir auch bzgl. der benötigten Infrastruktur. Die neue Grundschule wird auch ohne das neue Baugebiet sehr bald räumlich an ihre Grenzen kommen. Die neuen Straßen müssen im Winter geräumt werden. Die neuen Kanäle müssen erhalten werden, etc., etc.. All das werden zusätzliche Belastungen für SOG sein, die so erstmal noch gegenfinanziert werden müssen.
Würde dieses Baugebiet kommen, verliert Schongau seinen letzten schönen Aussichtsplatz mit freiem Blick auf die Stadt und dem Gefühl im Rücken, man ist am Stadtrand und draußen im Grünen.
Ich habe Angst, dass zugunsten individuellen Eigenheimglücks eine der letzten Freiflächen planlos geopfert wird. Ein Blick vom Krankenhausberg hinunter auf die nicht vorhandenen Grünflächen des Baugebiets Gnettergelände erinnert an die schmachvolle Abstimmung für Einzelinteressen gegen Gemeinwohl.
Ein weiteres Wohngebiet am Ortsrand, zudem oben am Berg, wird den Weg in die Altstadt erschweren. Man würde dann noch mehr Autoverkehr und weiter rufen nach mehr Autostellplätzen statt Freiraum zum Leben und Ausfüllen.
Wenn der unbebaubare Abstand zur Hangkante groß genug für einen respektablen Grüngürtel gelassen würde, werden die Restgrundstücke so teuer, dass man mit Fug und Recht von einem Baugebiet für Wohlhabende sprechen. Junge Familien sind das kaum.
Warum werden anstelle und inklusive der voraussichtlich langwierigen Vorfinanzierung samt hohen Folgekosten für Erschließung die (eh nicht vorhandenen) städtischen Kapazitäten nicht für die Planung von Standorten für sozialen Wohnungsbau verwendet?
Passend zum Thema ein Artikel aus dem Münchner Merkur: https://www.merkur.de/wirtschaft/iw-sieht-drei-risiken-fuer-deutschen-immobilienmarkt-zr-8612546.html
In der Print-Ausgabe vom 22.8.2017 gab es dazu auch eine Karte, wo in Deutschland ein Überangebot herrscht und wo nicht. Im Landkreis Weilheim-Schongau ist als einziger Landkreis rundum das Angebot größer als die Nachfrage. Es ist also zu erwarten, dass sich entgegen aller Beteuerungen der Schongauer CSU-Fraktion das Baugebiet für eine der beteiligten Parteien als finanzieller Flop entpuppen wird. Grundstücksbesitzer, Käufer oder die Stadt werden am Ende draufzahlen, wenn dieses Baugebiet kommt.